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Fremdworte: der kuriose Weg
Hallo zusammen,
was für viele Sprachlerner ein großer Kopfschmerz ist, nämlich welchen Artikel (der, die oder das) ein Wort hat, ist für die meisten deutschen Muttersprachler intuitives Wissen. Die deutsche Sprache ist aber keine feste Struktur sondern ein lebender Organismus, der immer weiter wächst. Deshalb wissen bei sogenannten Fremdwörtern viele Sprecher oft auch nicht, welches Genus zu wählen ist, z.b. welches Genus die Worte “App” oder “Highway” haben. Darüber haben wir heute im Unterricht kurz gesprochen und ich bin sehr neugierig über dieses Thema geworden. Wenn ihr euch auch dafür interessiert, dann lest weiter.
Wie finden Fremdworte einen Weg in die deutsche Sprache und wie wird das Genus eines Fremdwortes bestimmt? – das sind die Fragen, auf die ich Antworten gesucht habe.
Die Dudenredaktion sagt, ein Wort komme in die neue Auflage des Dudens, wenn es häufig und über mehrere Jahre benutzt werde, nämlich „in aller Munde“ sei. Die meisten von diesen Fremdworten sind Anglizismen, die Oberbegriffe von Entlehnungen aus der englischen Sprache. Die Alltagssprache neige dazu, fremdsprachliche Wörter den deutschen Aussprachegesetzen anzupassen. Die Linguisten beschreiben diesen Integrationsprozess als abhängig von vielen Faktoren.
Natürlich muss das Genus der Fremdwörter auch bestimmt werden. Laut Prof. Dr. Anke Lüdeling von dem Institut für deutsche Sprache und Linguistik der Humboldt-Universität, gibt es keine festen Regeln zur Bestimmung der Genera von Anglizismen sondern nur die allgemeinen Richtlinien.
- Lexikalische Ähnlichkeit. Das Lehnwort nimmt das Geschlecht seiner deutschen „Übersetzung“ an, z.B. der Airport (der Flughafen), die City (die Innenstadt), das Business (das Geschäft).
- Gruppenanalogien. Das Genus des entsprechenden Anglizismus wird durch den Oberbegriff bestimmt, von dem er sich ableitet, z.B. der Alkohol: der Whiskey, der Brandy, der Cocktail, der Gin, der Longdrink.
- Natürliches Geschlecht. Das natürliche Geschlecht von Anglizismen wird für die Genusbestimmung genutzt, z.B. der Junge: der Boy, der Playboy.
- Anzahl der Silben. Sind Anglizismen einsilbig, so ist das Genus meist maskulin, z.B. der Boom, der Rap, der Flop, der Gag.
- Morphologische Analogie. Durch Suffixe kann die Genuszuordnung erfolgen, z.B. maskulin -er: der Banker; feminin -ion: die Lotion; neutral -ing: das Bodybuilding.
- Anglizismen aus Verb und Partikel erhalten im Deutschen entweder maskulines oder neutrales Genus, z.B. der Countdown, das Make-up, der Knockout, der/ das Workout.
- Latente oder verborgene Analogien. Anglizismen, bei denen der für die Genusbestimmung ausschlaggebende letzte Teil fehlt. Beispiele: Intercity (-zug), Pershing (-rakete), Holding(-gesellschaft).
Das wusste ich gar nicht und jetzt ist es mir ein bisschen klarer. Ich hoffe, dass diese Tipps für euch auch nützlich sind. Und vergesst es nicht: was wichtig für die Wahl eines Wortes ist, ist immer seine Leistung, nicht seine Herkunft ;)